wortkunststücke
 


 

 

haiku-wettbewerb, november 2012


halbnacht

zwielichter der nacht
mond hinter fahlen zweigen

endliche stille

haiku-wettbewerb, november 2012


kosmisches weiß

schnee auf kühlem mond
leiser schatten im fixstern
pure verzückung

ausstellung "mein liebling", november 2011


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lik-veranstaltung, september 2011


dieser text von hella neukötter wurde gelesen:

- disziplin -
ohnmächtig laufen sie amok
tief sitzend die wunde im vorfeld des marathons
die krone der schöpfung am abgrund

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ausstellung "atomic icons", august 2011


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2008


in der spielart am ersten und am zweiten weihnachtstag 2008 mit thomas
hackenberg sendet der wdr die versionen literarischer klassiker, verfasst
von wdr5-hörern. gedicht, drama, erzählung - die form spielt keine rolle.
geschrieben werden darf über alles, nur nicht über drei seiten.

original: victor hugo: "les Misérables." 1862.

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2006

It's a lovely day, isn't it?


 


(...)

Der Überlandbus fährt mich schnell und manchmal ein wenig gewagt über die
englischen hügeligen Landstraßen nach Birmingham. Schwangere haben mein
Mitleid. Ich suche mein altes Haus auf, das ich nun eine dreijährige
Ewigkeit nicht mehr gesehen habe. In den 1950er-Jahren beherbergte es
Pensionsgäste; etwa drei Jahrzehnte später waren alle Zimmer an Studenten
vermietet und die 90-jährige, ein wenig geistig verwirrte Besitzerin
fristete im Erdgeschoss ihr Dasein. Sie sei früher Balletttänzerin gewesen
und man bewies mir diese Aussage mit vergilbten, porösen und eingerissenen
Photos. „Sie war damals eine Schönheit“, flüstert mir ihre Putzfrau zu. Ihr
Hausfreund, ein Mann, dessen Alter ich nicht zu erraten vermag, passte mich
regelmäßig an der Haustüre ab: Meistens hatte er eine Schürze umgebunden. Er
wolle mit mir, so vertraute er mir geheimnisvoll an, über den
Existentialismus reden. Dazu begann er mit einem fünfminütigen Monolog über
Sartre und ging dann nahtlos über zu der eigentlichen Frage, die ihn
bewegte: ob Marlene Dietrich immer noch lebte, da es sein größter Wunsch
sei, sie einmal persönlich kennen zu lernen. Selig die, die vergessen
können. Denn jeden neuen Tag, den er erlebte, stellte er mir dieselbe Frage.
Jeden Tag aber auch kochte er der alten Dame das Essen. Ob sie seine
Kochkünste zu schätzen wusste oder nicht – er zumindest hatte so eine
Möglichkeit gefunden, nicht auf der Straße leben zu müssen.
(...)

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2006

Nadja



Langsam wurde ich nervös. Was hatte ich an mir, dass sie mich so anstarrte?
Kurze Zeit dachte ich, ich bildete mir alles nur ein, aber nein, ich war mir
sicher: Immer wieder blickte mir diese elegant gekleidete Dame mit Hut in
die Augen und schaffte es, dass ich fast beschämt zur Seite sah.

Mein Date ließ auf sich warten. Auch das beunruhigte mich. Seine Stimme
hatte am Telefon so verführerisch geklungen. Jeden Tag gab ich an meinem
Arbeitsplatz Hunderten von ängstlichen, zu lauten oder sich überschlagenden
Stimmen eine Auskunft. Keine von ihnen berührte mich.
„Also dann bis morgen 10 Uhr, Café Wien. Ich kann es kaum erwarten“, hatte
er gestern zum Abschluss des immerhin halbstündigen Telefonats in meine
Ohrmuschel geflüstert. Meine Sehnsucht nach Romantik war in diesen Tagen
einfach zu dominant.

10 Uhr 15. Vielleicht hatte er verschlafen. Eher unwahrscheinlich, wenn er
seit einem halben Jahr kein Rendez-vous mehr gehabt hatte.
10 Uhr 20. Wahrscheinlicher war, dass er verheiratet und seine Frau hinter
die Annoncen gekommen war. Männer sind nun mal Feiglinge.
10 Uhr 30. Jetzt hatte er verloren. Selbst wenn er in diesem Augenblick
durch die Drehtür käme, würde ich mich nicht mehr zu erkennen geben.

Die Dame schaute weiterhin zu mir herüber. Ich ließ die langstielige Rose an
meinem Platz liegen, rückte den Stuhl beiseite, durchschritt das Café bis
zum Eingang und sprach leicht irritiert den Hut an, denn seine Krempe
versteckte einen Großteil des Gesichts: „Entschuldigen Sie bitte, ist
irgendetwas nicht in Ordnung? Ich fühle mich ein wenig... beobachtet.“ Die
etwa 50-Jährige
blickte an mir hoch: „Glauben Sie mir, ich wollte Sie nicht verunsichern,
aber... diese Ähnlichkeit ist verblüffend.“
(...)

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